Daniel Nerlich: Herr Bose, wofür steht Prophet? Welche Services und welcher Ansatz stehen dahinter?
Rajesh Bose: Prophet ist ein auf Wachstum und Transformation spezialisiertes Unternehmen, das seinen Kunden „uncommon growth“ ermöglicht. Was uns von anderen unterscheidet, ist unsere Überzeugung, dass außergewöhnliches Wachstum – ein Wachstum, das zielgerichtet, nachhaltig und transformativ ist – einen ebenso außergewöhnlichen Ansatz erfordert. Wir vereinen die strategischen Fähigkeiten einer Unternehmensberatung mit den kreativen Fähigkeiten einer Agentur. Und genau dieses integrierte Portfolio aus Beratung, Erfahrung und Kreativität bringen unsere Teams in jeden Kundenauftrag ein, um Unternehmen bei der Bewältigung ihrer Wachstums- und Transformationsherausforderungen zu helfen. Dies umfasst die Bereiche Marken- und Geschäftsaufbau, Marketing Excellence, Produkt- und Erlebnisinnovation sowie Organisations- und Kulturwandel.
Wir haben auch das große Glück, David Aaker als Vice-Chairman zu haben, der als „Vater des modernen Branding“ bezeichnet wird.
Daniel Nerlich: …und insofern leitet sich aus dem Modern Godfather auch die Marke Prophet ab?
Rajesh Bose: Das ist eine naheliegende Frage, aber dem ist nicht so. David [Aaker] hat hunderte von Artikeln und zahlreiche Bücher zum Thema Branding und Marketing verfasst und veröffentlicht. Prophet hat mit globalen Firmen wie UBS, Marriot und Samsung, um nur ein paar zu nennen, erfolgreich zusammengearbeitet. Dennoch, uns selbst als Propheten zu bezeichnen, wäre zu anmaßend, so sind wir nicht. Als die Firma vor 30 Jahren gegründet wurde, haben sich die Gründer gesagt: Wir nehmen mit Hilfe von Daten und Fakten eine Position ein, die uns helfen soll, in die Zukunft zu schauen und vorherzusagen, was mit der Marke und mit dem Kundenunternehmen geschehen wird – eine Prophezeiung also.
Daniel Nerlich: Sie agieren bei Prophet als Managing Director Germany. Was umfasst ihre Rolle, mit welchem Mandat sind Sie ausgestattet?
Rajesh Bose: Ich bin angetreten, um die Wirkung und Bekanntheit von Prophet in Deutschland zu erhöhen. Mit meiner Haltung und Expertise passe ich meines Erachtens nach wunderbar zu den Werten, Services und der Diversität unserer Firma.
In Deutschland sind wir schon seit einigen Jahren in Berlin, sind seit 2 Jahren auch in München vertreten und haben ein Büro in Hamburg. Aber angesichts der Tatsache, dass Deutschland für den zweit- oder je nach Studie drittgrößten Consulting-Markt der Welt steht, sind wir meines Erachtens noch nicht da, wo wir sein wollen.
Ich glaube an unsere Menschen, unser Portfolio, unsere Fähigkeiten und, dass wir auch den deutschen Markt mit unseren Services viel stärker unterstützen sollten. Wir sind eine globale Firma mit einer P&L. Insgesamt arbeiten mehr als 600 Menschen bei Prophet und die werden überall dort eingesetzt, wo sie gebraucht werden. Allerdings ist es mein persönlicher Anspruch, dass wir in Deutschland jetzt noch deutlich mehr Traktion bekommen und wachsen. Wir haben bereits sehr starke Kunden im deutschen Markt und wollen unseren Footprint noch weiter verstärken. Ich spüre das Potenzial – weil ich an Prophet glaube und eine großartige Chance sehe, gemeinsam mit allen Propheteers einen wertvollen Beitrag zu leisten.
Daniel Nerlich: Prophet spricht von „uncommon growth“ und von „nachhaltig transformativ“? Was kann man sich darunter vorstellen?
Rajesh Bose: Ja, „uncommon growth“ hört sich im Englischen tatsächlich schöner an als im Deutschen. Was verstehen wir unter „außergewöhnlichem Wachstum“? Wenn wir uns die Märkte anschauen, wenn wir uns da draußen die Welt anschauen, dann ist nichts mehr so eindimensional, wie vor vielen Jahren. Die Dinge hängen viel enger verflochten miteinander zusammen: Wir haben geopolitische Situationen, wir haben Fachkräftemangel, wir haben künstliche Intelligenz und viele weitere Themen, die auf uns einwirken. Zusätzlich ist das Internet omnipräsent, Menschen sind auf Social Media immer on und vernetzt. Die Anpassungsfähigkeit, die es in dieser Welt braucht, hat sich verändert. Wir können uns kaum noch so schnell an eine Veränderung anpassen, wie es eigentlich nötig wäre.
Unter „uncommon growth“ verstehen wir, dass wir die Disziplinen der klassischen Beratung, Experience und Kreativität so miteinander vernetzen, dass wir die Ganzheitlichkeit an Lebenswirklichkeit abbilden können. Damit schlagen wir teilweise auch außergewöhnliche Wachstumspfade ein. Außergewöhnlich in dem Sinne, dass wir nicht die konventionellen Dinge anschauen, die sich aus weiten Teilen aus Zahlen, Daten, Fakten ableiten, sondern sie um die menschliche Perspektive ergänzen.
Ein ganz wesentlicher Schwerpunkt unserer Arbeit besteht daraus, dass wir die Bedürfnisse der Menschen in den Fokus nehmen – wir sind relentlessly human-centered. Dies steht klar vor jeder Methodik oder Datenanalyse.
Daniel Nerlich: Sie haben soeben von Ganzheitlichkeit gesprochen und auch Ihr Werdegang strahlt eine gewisse ganzheitliche Perspektive aus: Sie waren bei der inhabergeführten und unabhängigen Strategieberatung Kearney, konnten große Plattformen wie PwC und Strategy& sowie MonitorDeloitte kennenlernen, haben bei der Management- und Technologieberatung MHP gearbeitet und als Selbstständiger Berater Interim-Mandate bei Digital- und Branding-Agenturen umgesetzt. Was ist bei Prophet anders als in den bisherigen Kontexten?
Rajesh Bose: Die Diversität der Menschen. Ich glaube, am Ende unterscheidet sich eine Firma immer in der Form der Menschen und der Kultur. Kultur ist meines Erachtens nichts anderes als eine Abbildung der Menschen, die in einem Unternehmen arbeiten. Bei Prophet erlebe ich eine sehr diverse Kultur, ohne definierten Standard und mit sehr interessanten Persönlichkeiten.
Ich komme aus der klassischen Strategieberatung, so dass weiße und blaue Hemden zu meinem Arsenal an Kleidung gehörten. Wir bei Prophet haben eine Vielfalt, die ich in dieser Form noch nicht erlebt habe.
Daniel Nerlich: ….Menschen im Karohemd?…
Rajesh Bose: Ja, zum Beispiel (lacht). Nein, im Ernst. Die Vielfalt zeichnet sich vielmehr in der Art und Weise wie man miteinander arbeitet und auf die Welt und die Herausforderungen schaut. Diese Vielfalt bringt neben den Vorteilen auch einige Herausforderungen mit sich. Die Vorteile sind, dass wir bei unserem Kundenangebot immer wieder neue Perspektiven einbringen können. Andere Menschen denken anders. In Summe haben wir das uneingeschränkt gemeinsame Ziel, den Kunden weiterzubringen – und das, in Zusammenhang mit unseren starken Werten, verbindet uns.
Die Herausforderung liegt dabei darin, dass man sich darauf einstellen muss, dass es keinen wirklichen vordefinierten Weg bei uns gibt. Diese ständige Auseinandersetzung – mit anderen Kulturen, mit anderen Denk- und Herangehensweisen – das kann sehr wohl auch anstrengend sein. Das Gehirn möchte in der Regel möglichst geringen Energieverbrauch und den stellt man her, indem man beispielsweise gleiche Muster und das Bekannte annimmt. Wenn man ständig mit neuen Situationen konfrontiert wird, kann das für jeden Einzelnen durchaus anstrengend sein.
Gleichzeitig ist jede Anstrengung mit Wachstum verbunden! Wenn man also wachsen will, ist man in einem solchen Kontext wie bei Prophet genau richtig. Man wächst nicht nur als Berater, sondern eben auch als Mensch.
Daniel Nerlich: Im Jahr 2021 hat Prophet die deutsche Strategieberatung KEYLENS übernommen. Wo stehen sie bei der Integration und was ist von den gebündelten Kräften zu erwarten?
Rajesh Bose: KEYLENS – sowohl die Marke als auch alle Mitarbeitenden – ist zwischenzeitlich vollständig integriert in Prophet. Das Team von KEYLENS bringt aus ihrer Historie heraus eher analytische Denkweisen mit. Man arbeitet wie eine klassische Strategieberatung sehr konzeptionell und strategisch. KEYLENS hatte sich in der Vergangenheit aber auch um die Themen Marke und Marketing sowie Wachstum gekümmert – damit war es eine sehr gute Ergänzung für das Angebot von Prophet im deutschen Markt.
Durch die Übernahme können wir unsere deutschsprachigen Kunden in allen Branchen besser unterstützen und unser stetig wachsendes multidisziplinäres und multikulturelles Unternehmen weiter ausbauen. KEYLENS‘ fundierte Kenntnisse des deutschen Marktes in Verbindung mit dem weltweiten Ruf und der Reichweite von Prophet signalisieren eine neue Wachstumsphase für Prophet in Europa.
Daniel Nerlich: Wie würden Sie denn die Persona bezeichnen, die bei ihnen am besten hereinpasst?
Rajesh Bose: Ich glaube, grundsätzlich habe ich da gar keine Einschränkungen. Was eine Person jedoch mitbringen sollte, ist die Fähigkeit, sich ständig anpassen zu wollen.
„Menschen, die wirklich den Wunsch haben, mit Menschen zu arbeiten, die bewusst anders denken und Dinge in Fragen stellen.“
Der Designer denkt natürlich wie ein Designer. Der Stratege denkt wie ein Stratege. Der Change-Berater denkt aus der Perspektive der Veränderung. Aber dieses Miteinander zu verbinden, muss eine Fähigkeit sein, die einem Spaß macht. Man sollte morgens aufstehen und sagen, dass man Lust darauf hat! In klassischen Beratungen findet man tendenziell Menschen vom ähnlichen Schlag, mit ähnlichen Werdegängen, die ähnlich denken und ähnlich handeln. Bei uns ist das definitiv anders. In meinem Fall ist es beispielsweise so, dass ich „in meinem vorherigen Leben“ einige Jahre hauptberuflich Barkeeper an einer Cocktailbar war (lacht).
Daniel Nerlich: Sie sprachen von dem Wachstum, das Sie in Deutschland anstreben. Gibt es bestimmte Senioritätslevels oder spezifische Themenfelder, in denen Sie neue Mitarbeitende suchen?
Rajesh Bose: Durch meinen Zugang ins Unternehmen und die Integration von KEYLENS sind wir auf der Partner-Ebene derzeit gut besetzt. Unterhalb des Partner-Levels sind wir vom Associate bis zum Associate Partner sehr offen, neue Menschen an Bord zu holen. Uns geht es darum, Menschen für uns zu gewinnen, die Lust haben, an diesem Wachstum teilzunehmen. Wachstum bedeutet immer auch ein bisschen Schmerz – in diesem Fall „positiver Wachstumsschmerz“. Man sollte die Lust mitbringen, die Ärmel hochzukrempeln und mitzumachen. Wir bieten ein Spielfeld, wo nicht bereits alles abgesteckt ist und alle Prozesse final stehen. Wir haben diesen „Hunger“ und suchen Mitstreiter, die die Lust mitbringen, Teil einer Erfolgsgeschichte zu sein.
Daniel Nerlich: Sie sprachen an anderer Stelle davon, dass Sie zu einem gewissen Zeitpunkt in Ihrer Karriere einen persönlichen Wendepunkt erlebt hätten, durch den Sie sich noch stärker in Richtung Wirkung und Consciousness orientiert haben. Was bedeutet das für Sie heute in Ihrer Rolle und für die Systeme und die Kultur, die Sie bei Prophet installieren wollen?
Rajesh Bose: Das bedeutet in erster Linie, dass ich mir meines Egos bewusst bin. Ich möchte nicht zu philosophisch werden, aber es geht letztlich um die Fragen: Tue ich etwas, was meiner wahren Natur entspricht, oder tue ich es, weil ich denke, dass die Gesellschaft oder jemand es von mir erwartet?
Welchen Titel trage ich? Welchen Status habe ich? Welche materiellen Gegenstände begleiten mich? Das sind alles Dinge, die mir mittlerweile unwichtig geworden sind. Das heißt nicht, dass ich schöne Dinge nicht mag, sondern lediglich, dass ich mich darüber nicht (mehr) identifiziere. Ich bin mir dieser Aspekte bewusst, wenn sie in meinem Gedanken hochkommen. Wenn man sich einer Sache bewusst wird, kann man sie ändern. Anders ist es, wenn man ihm Autopilot unterwegs ist, denn dann geschehen die Dinge einfach, nicht zwangsläufig bewusst und zum Besten.
Trotz der beruflichen Erfolge war ich irgendwann nicht mehr verbunden mit dem, was ich tat. Das nächste Level oder den nächsten Gehaltssprung zu haben, konnte nicht weiter der Sinn und Zweck des Daseins sein. In der ersten und letzten Instanz geht es mir nun darum, welche Wirkung ich für meine Kunden, für andere, aber auch für mich erzielen kann. Das bedeutet auch, dass ich zwischenzeitlich anders führe: Das Thema Führung sehe ich als eine der essenziellen Aufgaben an. Und Führung bedeutet für mich, nicht top-down von oben nach unten zu regieren, sondern die Pyramide umzudrehen und zu sagen: „Ich trage dich! Was kann ich dafür tun, damit es dir besser geht und du in deine Kraft kommst, so dass es uns gelingt?“. Das macht mir Freude und gibt mir sehr viel zurück.
Ich glaube, dass wir uns rückblickend weniger daran erinnern, welchen EBIT oder wie viel Umsätze und welches Projekt wir gemacht haben. Wir erinnern uns immer daran, mit welchen Menschen wir Dinge gemacht haben und welches Gefühl wir dabei hatten – diese Gefühle vergessen wir nicht. Solche Aspekte habe ich in den letzten Jahren intensiv betrachtet und mit der Frage verbunden, ob mir Dinge guttun und ob ich mich entsprechend meiner Werte und Ideale entfalten kann.
Daniel Nerlich: Denken Sie, dass sich solche Prinzipien, solche Fixsterne auf das gesamte „System Consulting“ adaptieren lassen? Gerade dem Consulting wird sehr stark nachgesagt, dass der Kapitalismus das vorherrschende Prinzip ist…
Rajesh Bose: Sehr interessante und tiefschürfende Frage. Sagen wir so: Einer muss ja anfangen. Wir sind sicherlich nicht die einzigen, aber wir sind die, die ein gesundes Wachstum anstreben – nicht nur Wachstum aus rein monetären Gründen. Das würde nicht zu uns und unserer Kultur bei Prophet passen. Wachstum ist Teil des Systems, dem wir Rechnung tragen müssen, damit wir auch einen gesunden Boden für die Menschen schaffen, die sich mit uns entwickeln möchten. Damit meine ich explizit nicht das monetäre Wachstum, sondern das persönliche Wachstum der Menschen. Und damit können wir wiederum unsere Kunden begeistern.
„Wenn man es schafft, mit dem Kunden vertrauensvoll offen zu sein, und gegebenenfalls sogar die eigene Verletzlichkeit offenbart, wird meiner Erfahrung nach eine andere Ebene der Zusammenarbeitet erreicht.“
Eine Ebene, die im besten Fall eine höhere Wirkung erreicht. Zwei Dinge sind für mich dabei entscheidend: Das eine ist die Kompetenz, das andere ist Vertrauen – und Vertrauen entsteht bekanntermaßen nicht im Kopf.
Es gibt bei unseren Kunden sehr viele Menschen, die sich von Beratung wünschen, dass man in den Dialog geht und ein Problem nicht ausschließlich mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen versteht.
Daniel Nerlich: Diese Diskussion kann sehr relevant sein in Zeiten, wo zunehmend die Kosten des Wachstums in die Gesamtkalkulation eingepreist werden. Wo die Frage zu stellen ist, ob man überhaupt wachsen will, in welcher Form man wachsen will und welche Konsequenzen das Ganze haben kann. Wird in diesem Kontext die Beratung den Vorzug erhalten, die ganzheitlich denkt und nicht nur nach klassisch kapitalistisch-ökonomischen Kriterien vorgeht?
Rajesh Bose: Ja, wahrscheinlich ist dem so. Das wäre auch zu kurz gesprungen. Wir werden im Jahr 2030 ein Defizit an circa 18 Millionen Fachkräften haben. Die suchen sich, wenn sie den Luxus haben, künftig ihr Unternehmen aus. Wir sind als Arbeitgeber nicht mehr in der Position, dass wir Fachkräften ein Angebot machen und damit aus der privilegierten Rolle agieren, sondern umgekehrt. Die junge Generation schaut sich sehr genau an, zu welchem Arbeitgeber sie geht und wofür sie ihre Zeit investiert. Dann kommen solche Themen wie Purpose, Wirkung und Sinnhaftigkeit zum Tragen.
Daniel Nerlich: Sie persönlich stehen für die Themen Strategie, Customer Experience, Digitalisierung und Transformation. Ist dies die Idealkonstellation an Themen-Know-how, die den Berater und die Beraterin der Zukunft ausmacht?
Rajesh Bose: Ich hoffe es doch (lacht). Ich habe auch Restrukturierung und Effizienzprogramme bei Kunden durchgeführt, aber es hat mich nicht wirklich erfüllt. Kosten kann man immer nur bis zu einem bestimmten Punkt reduzieren, danach geht man an die tragende Substanz. Das ist, als ob sie das bei einem Haus die Bodenplatte angreifen: Irgendwann kann das Haus nicht mehr stabil stehen bzw. weiter ausgebaut werden.
Mir hat es immer mehr Spaß gemacht, mich mit den Dingen zu beschäftigen, die eher „nach oben schauen“. Wachstum funktioniert über Absatz. Absatz funktioniert, wenn sie den Kunden jene Produkte und Leistungen geben, die er sich wünscht. Manchmal weiß der Kunde, was er sich wünscht – manchmal aber auch nicht. Und gerade deshalb braucht es Innovation mit Empathie, um diese Dimension abbilden zu können. Ein guter Berater sollte meines Erachtens ein hohes Maß an Empathie mitbringen, um langfristig erfolgreiche und vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen zu halten, die weit über transaktionale Beziehungen hinausgehen.
Mein Anspruch war es immer, ganzheitlich zu denken und ganzheitlich zu beraten. Das Thema Kundenzentrierung erfordert beispielsweise, dass man den Kontext der entsprechenden Industrie kennt, Personas entwickelt, Verhaltensweisen dieser Personas über verschiedene Kanäle adressiert und entsprechend kommuniziert. Vieles davon wird im Anschluss durch Technologie unterstützt und umgesetzt. Dies zieht meist hohe Kosten nach sich.
Der klassische Strategieberater, der diese Dimensionen nicht in der Ganzheit erlebt hat, bringt zu diesem Thema eine strategisch-konzeptionelle Sicht mit. Aber der eigentliche Aufwand entsteht natürlich später in der Umsetzung. Diese Umsetzung ist meist schmerzhaft und oft sehr komplex. Digitale Transformation ist ein komplexes Geschäft und meist müssen Firmen signifikante Beträge in neue IT-Systeme investieren. Durch meine verschiedenen Stationen habe ich mir erarbeitet, dass ich Gespräche dieser Art und zu diesem Thema führen kann, ohne zwangsläufig ein Techie zu sein. Ich bin immer noch ein Stratege – aber Ganzheitlichkeit ist mein Anspruch an mich selbst und damit auch an meine Leistung.
Daniel Nerlich: Wenn Sie dem Rajesh Bose vor 30 Jahren einen goldenen Karrieretipp geben könnten, welcher wäre es?
Rajesh Bose: Höre stärker auf Deine Intuition! Achte weniger darauf, was nur gut für den Lebenslauf ist. Studium, das Arbeiten für Firmen mit hoher Reputation, die richtigen Projekte – das alles hat mich in meiner Karriere weit gebracht und mich relativ früh zum Partner werden lassen. Gleichzeitig war ich dadurch allerdings oft fremdbestimmt und hatte den Blick für die wichtigen Dinge im Leben ein stückweit verloren.
Meinem jüngeren Ich würde ich also sagen: „Sei etwas geduldiger und achtsam, mit wem und was Du Dich umgibst“.
Daniel Nerlich: Herzlichen Dank für dieses Gespräch, Herr Bose!
Das Original-Interview wurde auf der CONSULTANT career lounge an dieser Stelle veröffentlicht: „Wir sind relentlessly human-centered“ – Interview mit Rajesh Bose, Managing Director bei der Growth-Beratung Prophet – CONSULTANT career lounge